Es begann an einem Freitag, dem 13. September 2024. Zunächst wurde die Feuerwehr der Stadt Korneuburg zu den ersten wetterbedingten Einsätzen alarmiert: kleinere Auspumparbeiten, herabfallende Äste und Bäume, die eine Gefahr darstellten, sowie ein Verkehrsunfall. Alles noch im überschaubaren Rahmen – doch das sollte sich tags darauf schlagartig ändern.
Am Samstag, dem 14. September, trat am Vormittag der „Unwetteralarmplan“ der Feuerwehr Korneuburg in Kraft. Dieser sieht vor, dass alle verfügbaren Feuerwehrleute das Feuerwehrhaus besetzen. Im Rahmen dieses Plans wird die Ausrückordnung der Mannschaften und Fahrzeuge angepasst: Diverse Mannschaftstransporter werden für technische Hilfeleistungen umgerüstet und mit Kettensägen, Schaufeln, Krampen, Besen, Tauchpumpen, Generatoren und Schläuchen ausgestattet, um dem erhöhten Einsatzaufkommen bestmöglich zu begegnen. Auch die Besatzungen der großen Tankfahrzeuge werden von normalerweise bis zu sieben Personen auf vier reduziert, damit die wichtigste Ressource, „der Feuerwehrmann/die Feuerwehrfrau“, geschont wird und sich die Einsatzkräfte in den körperlich anstrengenden Einsätzen häufiger ablösen können.
In nur vier Tagen wurden im Gemeindegebiet Korneuburg fast 200 Einsätze abgearbeitet – eine Zahl, die normalerweise in einem halben Jahr erreicht wird.
Die Einsätze wurden aus dem Dienstzimmer der Feuerwehr Korneuburg koordiniert, das seit Inkrafttreten des Unwetteralarmplans ständig besetzt war. Durchschnittlich standen 50 Feuerwehrleute im Dienst. Auch die Zusammenarbeit mit der Gemeinde, allen voran Bürgermeister Christian Gepp, verlief reibungslos. Die Gemeinde ergriff bereits am Freitag eigene Maßnahmen zum Aufbau des Hochwasserschutzes, sodass die Feuerwehrleute in ausreichender Stärke für die verschiedenen Einsatzlagen zur Verfügung standen. Um die Einsatzbereitschaft über den gesamten Zeitraum des Unwettereinsatzes aufrechtzuerhalten, bereitete ein Teil der Mannschaft Feldbetten für die Nacht vor, da gemäß der Wetterprognosen nicht mit einer Beruhigung der Lage zu rechnen war.
Die Feuerwehr Korneuburg wurde primär über die zuständige Bezirksalarmzentrale (BAZ – Stockerau) alarmiert. Dennoch erreichten zahlreiche Anrufe von Bürgerinnen und Bürgern das Feuerwehrhaus. Diese wurden von den Disponenten im Dienstzimmer entgegengenommen und bearbeitet, sofern ein Einsatz erforderlich war.
Die gemeldeten Einsatzlagen waren vielfältig: Sturmböen verursachten in Karnabrunn und Korneuburg lose Dachziegel und beschädigte Dachflächen, die mithilfe der Drehleiter provisorisch abgedichtet werden mussten. In Korneuburg löste sich ein Steg an der Donau, der der Strömung nicht mehr standhielt. Die Feuerwehr sicherte den Steg und befestigte ihn wieder am Ufer. Am Samstag und Sonntag machten es die unaufhörlichen Niederschläge notwendig, mehrere Wege und Straßen im Gemeindegebiet zu sperren, da Bäume im durchnässten Boden samt Wurzel umstürzten. Eine Feuerwehrfrau erlebte bei der Sicherung eines Weges, wie gefährlich die Situation war, als hinter ihr ein weiterer Baum umzustürzen begann. Glücklicherweise kam sie mit dem Schrecken davon.
Zusätzlich zu den Unwettereinsätzen wurde die Feuerwehr Korneuburg innerhalb weniger Minuten zu zwei verschiedenen Verkehrsunfällen auf der Autobahn alarmiert. An einer Einsatzstelle hatte ein Fahrer eines Gefahrguttransporters auf der Auffahrt von der S1 zur A22 die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren. Glücklicherweise war der LKW bereits entladen. Er wurde mithilfe einer Seilwinde wieder auf die Fahrbahn gezogen und zur nächsten Tankstelle gebracht.
Auch zwei Brandmeldealarme im Landesklinikum Korneuburg sowie im Industriezentrum Korneuburg hielten die Feuerwehr in Atem. Zudem unterstützte die Feuerwehr Korneuburg die Kameraden in Bisamberg bei der Bergung eines Unfallfahrzeugs.
Mehrere Autos mussten aus überfluteten Bereichen geborgen werden, überwiegend wurden jedoch Keller, Schächte und Straßen ausgepumpt, wobei Tauchpumpen teils tagelang im Einsatz waren.
Am Wochenende kam es auch zu Stromausfällen in ganzen Straßenzügen. Eine Familie mit Baby hatte großes Glück, als sie ein Stromaggregat im Keller betrieb, um eine Wasserpumpe am Laufen zu halten. Beim Eintreffen der Feuerwehr wurde eine bedenkliche CO-Konzentration festgestellt, woraufhin sofort eine Evakuierung des Gebäudes angeordnet wurde.
Zahlreiche Kleintiere benötigten ebenfalls Hilfe. So wurden rund 350 Schwalben, einige Igel und Schlangen in Sicherheit gebracht und teils in Pflegestationen untergebracht.
Einsatzstelle Donaugrabendamm:
Am späten Montagnachmittag, dem 16. September, erhielt das Kommando der Feuerwehr Korneuburg eine Meldung von der Feuerwehr Bisamberg. Im Zuge einer Dammkontrolle am Donaugrabendamm wurde eine schadhafte Stelle entdeckt, die dringend gesichert werden musste. Um das schlimmste Szenario – ein großflächiges Eindringen von Wassermassen in die Gemeindegebiete von Bisamberg und Korneuburg – zu verhindern, wurden sofort alle umliegenden Feuerwehren um Unterstützung gebeten.
Die Stadtgemeinde Korneuburg mobilisierte daraufhin etwa 50 Freiwillige, die sich schnell im Feuerwehrhaus einfanden, um Sandsäcke abzufüllen und diese für die Sicherungsmaßnahmen am Damm vorzubereiten. Gleichzeitig wurden mehrere LKW-Ladungen Sand angeliefert. Dank der hervorragenden Zusammenarbeit der Freiwilligen dauerte es nur 17 Minuten, um einen LKW mit maximaler Beladung vollständig in Sandsäcke zu entladen. Währenddessen wurden 50 Schubkarren, die kurzfristig organisiert wurden, per Versorgungsfahrzeug in die Nähe der Einsatzstelle transportiert. Da die letzten 250 bis 300 Meter des Weges für die schweren Fahrzeuge nicht passierbar waren, mussten die Sandsäcke von Hand zur schadhaften Stelle gebracht werden. Vor Ort arbeiteten rund 160 Feuerwehrleute aus den Feuerwehren Bisamberg, Klein-Engersdorf, Flandorf, Gerasdorf, Langenzersdorf und Korneuburg im Schichtbetrieb, um den Donaugrabendamm auf einer Länge von 12 Metern mit Sandsäcken zu stützen. Die Feuerwehrleute wechselten sich in den anstrengenden Arbeiten am Damm immer wieder mit den Sandsacktransporteuren ab. Im Shuttleverkehr wurden die Sandsäcke mit dem Abschleppfahrzeug (ASP) und dem Wechselladefahrzeug (WLF-K) der Feuerwehr Korneuburg zur Einsatzstelle gebracht. Da die letzten Meter des Weges nicht für diese Fahrzeuge passierbar waren, erfolgte der Transport der Sandsäcke mit Schubkarren bis zur schadhaften Stelle. Trotz der körperlich fordernden Tätigkeit organisierte eine Gruppe sogar eine mobile Musikanlage, die für etwas Erleichterung sorgte – es wurde gelacht und gesungen, und die Kameradschaft war in jeder Hinsicht spürbar. Eine gewisse Hektik entstand, als zu Beginn des Einsatzes nicht alle Helfer über das genaue Ausmaß der Situation informiert waren. Einige befürchteten gar einen bevorstehenden Dammbruch. Doch durch das zügige Eingreifen der Freiwilligen und der Feuerwehren, die Sandsäcke im Shuttleverkehr an die Dammstelle brachten, konnte die Situation rasch unter Kontrolle gebracht werden.
Insgesamt wurden Tausende Sandsäcke vor Ort verbaut, um die schadhafte Stelle am Damm zu sichern. Dank der sofortigen Anordnung der Behörde, der unermüdlichen Unterstützung der Freiwilligen sowie der sorgfältigen Dammwache durch die Einsatzkräfte bestand für die Bevölkerung keine unmittelbare Gefahr. Einer der anwesenden Kommandanten sagte dazu wörtlich: „Es ist toll, wie schnell 150 Menschen zusammenkommen, um allen damit zu helfen. Das gibt’s nur bei der Feuerwehr.“
Die Aufräumarbeiten haben bereits begonnen, Der Hochwasserschutz wird teilweise schon zurückgebaut und mit dem Blick auf das restliche Niederösterreich, kann man sagen, dass wir trotz etlicher Schäden im Gemeindegebiet und an vielen Privathaushalten auch ein Quäntchen Glück hatten